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Gratifikationskrisen, Gender-Gap und Glaubenssätze - 3G ebnen den Weg in den Burnout

13. März 2020

Burnout erkennen - wenn der Job krank macht

Ein Burnout ist nicht immer leicht zu diagnostizieren, da die Symptome auch zu anderen psychischen Erkrankungen passen. Im heutigen Blogartikel erfahren Sie, was ein Burnout ist, wie sich dieser äußert und welche Bewältigungsstrategien es gibt.

Eine einheitliche Definition eines Burnouts gibt es nicht, im ICD-10 gehört er zur Kategorie Z73 als „Ausgebranntsein“ – gemeinsam mit dem „Zustand der totalen Erschöpfung". Aktuell wird Burnout als reine Zusatzdiagnose oder Rahmendiagnose, nicht als alleinige Diagnose gestellt. 

Mit den folgenden drei, immer wiederkehrenden Symptomen, wird er ab 2022 in der ICD-11 international klassifiziert:
  1. Emotionale Erschöpfung, wie Müdigkeit oder Schlappheit 
  2. Zynismus, das heißt, man wird zunehmend zynisch gegenüber Arbeitsaufgaben und Kollegen 
  3. Distanzierung gegenüber der Arbeit, die man ausübt. Daraus resultieren eine deutlich geringere Identifikation und eine verringerte Arbeitsleistung, die sich zum Beispiel in fehlerhafter Arbeit äußert 

Zusammengefasst handele es sich dann um ein Syndrom aufgrund von „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann".

Alle diese Symptome können auch bei anderen psychischen Erkrankungen auftreten. Die Diagnose Burnout ist folglich schwer zu stellen und die Krankheit nicht leicht abzugrenzen, da die Beschwerden anderen Erschöpfungszuständen und Erkrankungen stark ähneln. Es muss also gut geprüft werden, ob solche vorliegen oder in die Symptomatik hineinspielen. Auch körperliche Beschwerden sollten dabei abgeklärt werden.

Im Allgemeinen geht es bei einem Burnout um die Äußerung der Symptomatik im Zusammenhang mit  bezahlter Lohnarbeit, aber auch unbezahlter Care-Arbeit. Darunter fallen Aufgaben im Job, im Haushalt oder in der Schule/Universität. Die Pflege von Angehörigen oder ein anstrengender Freundeskreis würden hier eher nicht zu den Ursachen gezählt werden. 

Kann jeder betroffen sein?

Ab dem Zeitpunkt der Einschulung kann grundsätzlich jeder Mensch, unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildungsgrad oder Beruf einen Burnout entwickeln.

3 Entstehungsfaktoren von Burnout

Prinzipiell besteht bei der Entstehung eines Burnouts ein starker Zusammenhang mit Arbeitsüberforderung, Erschöpfung und einer Gratifikationskrise. Das heißt, man steckt mehr in die Arbeit hinein, als man am Ende dabei herausbekommt. Es fehlt die Wertschätzung der eigenen Arbeit. Auch Ideenklau oder Ungleichbehandlung von Frauen können zu Gratifikationskrisen führen. Das Verhältnis kommt hierbei aus dem Gleichgewicht und führt zu verminderter Leistungsbereitschaft und allgemeinem Leistungsabfall. Dies sind Faktoren für einen klassischen Burnout. Im Bereich der mangelnden Wertschätzung und der Ungleichbehandlung würde sich auch das Thema Gender-Gap, z.B. Gender Paygap oder Gender Caregap ansiedeln. Hierbei geht es um die Ungleichbehandlung von Frauen hinsichtlich ihrer Gehälter und hinsichtlich des Umfangs an sogenannter unbezahlter Care-Arbeit, die sie leisten.

Nicht zuletzt haben Sie in letzter Zeit sicher häufiger den Begriff Glaubenssätze gehört. Hierbei geht es um unsere inneren, tief verwurzelten Grundannahmen und sogenannten Programme, die uns helfen unseren Alltag zu meistern und zu überleben. Diese können dazu führen, dass wir es nicht schaffen, aus dysfunktionalen Mustern auszubrechen. Als Beispiel seien hier folgende Glaubenssätze genannt:

- Ich muss alles perfekt machen.

- Ich brauche keine Hilfe.

- Ein Indianer kennt keinen Schmerz.

- Wenn ich will, dass es perfekt ist, muss ich es selbst erledigen.

Solche tief in uns verankerten Glaubenssätze können dazu führen, dass wir uns in einer Burnout-Spirale stetig weiter nach unten bewegen.

Des Weiteren gibt es zwei Sonderformen: 

Bei einem Pseudo-Burnout ist beispielsweise eine Depression die Ursache der Symptomatik. Betroffene fühlen sich bei der Arbeit schnell überfordert, haben Schwierigkeiten bei der Ausführung von Aufgaben und sind generell erschöpft. Da diese Symptome sehr auf einen klassischen Burnout hindeuten, wird die Ursache dieser fälschlicherweise in der Arbeit gesehen. Allerdings ist der eigentliche Grund dieser Beschwerden die Depression. 

Ein Burnout kann zu einem Notfall werden, wenn man trotz Symptomatik weiterhin ohne differenzierte Abklärung arbeiten geht. Betroffene werden weiter dauerhaft mit vielen Aufgaben konfrontiert, was zu einer akuten, starken Verschlechterung des Zustandes führen kann. Ein solcher Extremzustand wird mit absoluter Erschöpfung beschrieben. Vor allem in diesem Fall ist es essentiell wichtig, neben der Burnout-Symptomatik auch auf Begleiterkrankungen wie Depressionen oder andere psychische Störungen zu untersuchen. 

Möglichkeiten der Prävention

Grundsätzlich muss festgehalten werden, dass auch die arbeitsbezogene und individuelle Prävention einen großen Einfluss auf die Bewältigung eines Burnouts hat und dieser nicht zwangsläufig ein Thema für die Psychiatrie oder eine psychotherapeutische Behandlung ist. Zur Prävention zählen allgemeine Ansätze zur Stressreduktion und eine frühzeitige Schaffung eines Bewusstseins für den Umgang mit Stress. Am besten fängt man bereits in der Schule an, den Schüler:innen zu vermitteln, welche Wege und Mittel es allgemein gibt und wie man es schafft, ausreichend Entspannungsphasen und Ausgleichsphasen in den Alltag einzubauen. 

Ein Burnout muss nicht zwangsläufig von einem Psychiater diagnostiziert werden. Hausärzt:innen können in den meisten Fällen erst einmal in beratender Funktion fungieren und auf Angebote der Stressreduktion oder der Krankenkassen hinweisen. Außerdem kann man sich selbst mit der individuellen Situation auseinandersetzen und analysieren, wo belastende Faktoren und Schwierigkeiten liegen, wie man sie selbst verbessern und eine höhere Work-Life-Balance erlangen kann. Da dies häufig sehr schwer ist, ist es sinnvoll, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Lösungsfokussierte Kurzzeit-Therapie


Die lösungsfokussierte Kurzzeittherapie stellt eine Alternative zu anderen Psychotherapieformen dar. Sie wird angewandt, wenn die Symptomatik noch nicht weit fortgeschritten ist. Dabei wird der Fokus auf die Lösungen, Ziele und Ressourcen gelegt und weniger auf die genaue Auseinandersetzung mit dem Problem an sich. Dies hilft dabei, den schon vorhandenen Veränderungswillen der Patient:innen zu unterstützen und schnell und effizient zu einer Lösung des Problems zu kommen.

Sind Sie Burnout-gefährdet? (ICD-10 Z73)

  • Sind Sie an mind. 3 Tagen pro Woche überfordert?

    Haben Sie das Gefühl an mindestens 3 Arbeitstagen in der Woche mit Ihren Aufgaben so überfordert zu sein, dass Ihre Arbeitsmotivation und -leistung darunter leiden? 

  • Keine Freude mehr an der Arbeit?

    Bereitet Ihnen die Arbeit, die Sie ausüben, heute wesentlich weniger Freude als am Anfang?

  • Sind Sie emotional und körperlich erschöpft?

    Leiden Sie an emotionaler Erschöpfung, die körperliche Symptome, wie dauerhafte Müdigkeit oder Schlappheit hervorruft?  

Sollten Sie mindestens 2 dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet haben oder die oben genannten Symptome auf Sie zutreffen, sprechen Sie mich gerne an. In einem persönlichen Gespräch kann ich Ihnen helfen, eine geeignete therapeutische Strategie für Sie zu finden.  

Sie möchten sich beraten lassen oder suchen Hilfe? Schreiben Sie mir eine unverbindliche Nachricht. 
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