Digitalisierung betrifft uns alle. Ein allgegenwärtiger Wandel, der unsere Welt tagtäglich verändert. Ein Großteil der Jobs, die heutzutage ausgeführt werden, wird es in einigen Jahren nicht mehr geben. Nicht mal vor dem Privatleben eines jeden Individuums wird bei diesem Wandel Halt gemacht. Auf jedem Einzelnen von uns lastet, aufgrund der eben genannten Angst, ein großer Druck. Man versucht ständig an sich zu arbeiten, sich dem Wandel der Digitalisierung beziehungsweise der neuen Innovationen anzupassen, mitzuhalten und sich permanent selbst zu optimieren.
Was ist eigentlich Selbstdisruption? Disruption leitet sich vom Englischen „disrupt“, was „zerreißen, unterbrechen oder erneuern“ bedeutet, ab. Großteils wird der Begriff in der Wirtschaft eingesetzt, wenn über lange Zeit etablierte Unternehmen von stark wachsenden innovativen bzw. digitalen Geschäftsmodellen zerschlagen werden. Dadurch können Abläufe flexibler, schneller und vor allem kostensparender gestaltet werden.
Doch gibt es diesen Begriff nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch uns Menschen betreffend.
Dieser grundlegende Wandel, welcher besonders auf die Digitalisierung sowie die Globalisierung zurückzuführen ist, hat dabei, wie eben angesprochen, so tiefgreifende Transformationen hervorgerufen, dass die gesamte Gesellschaft davon beeinflusst worden ist. Zeit gilt heutzutage als unsere größte Mangelware. Wie man so schön sagt: Zeit ist Geld.
Die Welt wird immer schneller, agiler, komplexer und anspruchsvoller gestaltet, wodurch ein großer Leistungsdruck entsteht. Jeder Einzelne muss so schnell, so effektiv wie möglich und am besten noch ein Stückchen besser sein, um mithalten zu können. Ansonsten wird man durch innovative und effektivere Maschinen oder Menschen ersetzt. Gleichzeitig solle man mit dem Wandel der Digitalisierung gehen und diesen als Chance ansehen. Das erweist sich alles andere als einfach, besonders da es für Unsicherheit und Angst sorgt. Angst seine Arbeit zu verlieren, Angst ersetzt zu werden und Angst keinen Platz in der Gesellschaft zu haben.
Diese Weiterentwicklung führt dazu, dass gewohnte Abläufe oder andere Dinge, welche im Leben Halt geben können, vaporisieren. Alles wird immer komplexer und schneller. Folgen sind Orientierungslosigkeit, dauerhafte Beschäftigung und fehlende Freizeit. Das funktioniert nach dem Prinzip, jede Sekunde so effektiv wie möglich zu nutzen, effizient und produktiv zu sein. Das ist der einzige Weg, um in unserer heutigen Leistungsgesellschaft annähernd mithalten zu können. Dies hat bereits so große Auswirkungen, dass unsere Arbeit – also die Effektivität und der Grad an Beschäftigung – sogar schon zur Selbstdefinition dienen. „Ich leiste, also bin ich“.
Selbstverwirklichung ist in unserer heutigen Multioptionsgesellschaft kein freiwilliges Privileg mehr, sondern eher eine Art Diktat. Die vorherrschende Angst setzt uns nämlich nicht nur unter Druck zu leisten, sondern auch das Richtige für sich zu finden. Besonders aufgrund der Tatsache, dass die Wege der Selbstverwirklichung immer vielfältiger werden. Jedem Einzelnen stehen nahezu alle Türen offen – es tauchen täglich neue Bezeichnungen, neue Studiengänge oder andere neue Möglichkeiten auf, wie man sein Leben gestalten kann. Diese zahllosen Optionen, grenzenlose Auswahl und die ständigen Vergleiche, das Beste für sich zu finden, kann sogar zu einer Existenzkrise führen. Woher soll man in so jungen Jahren denn schon wissen, was genau man sein Leben lang machen möchte oder was für einen genau das Richtige ist? Dann muss natürlich auch darauf geachtet werden, gutes Geld zu verdienen, mit der Arbeit ein hohes Ansehen zu haben und auch zuversichtliche Jobchancen zu sehen. Dabei herauszufinden, was man tatsächlich will – und nicht, was die Gesellschaft als gut ansieht - stellt eine klare Herausforderung dar.
Dass unserer Individualisierung keine Grenze mehr gesetzt ist, führt zu einem wachsenden Druck, das Perfekte und Richtige für sich selbst zu finden, sich aber gleichzeitig neu zu erfinden und den Strukturen anzupassen. Ansonsten hat man das Gefühl versagt zu haben. Auf der anderen Seite wird einem eingetrichtert, gelassen zu bleiben, die Ruhe zu bewahren und sich nicht verrückt machen zu lassen. Sie stellen sich nun sicher auch die Frage, wie man das zu vereinen heutzutage noch schaffen soll.
„Disrupt yourself“ ist die Antwort auf die Frage, wie es hinsichtlich einer ständig wandelnden Welt gelingen kann, dennoch flexibel, anpassungsfähig und offen für Neues zu bleiben, um weiterhin Arbeitstauglichkeit und Existenz zu sichern. Darunter kann man verstehen, sich selber neu zu erfinden, bevor es jemand anderes tut. Die Digitalisierung wird dazu führen, dass etwa die Hälfte der heutigen Arbeitsplätze sowie ein Großteil der gegenwärtigen Firmen verschwinden werden. Natürlich nicht von heute auf morgen, aber in den nächsten fünf bis 15 Jahren. Diese Zeit der Umstellung kann dafür genutzt werden, die Digitalisierung vorantreiben, sich informieren, weiterbilden und den Wandel als Chance sehen. Erfindet man sich selber neu, wird man neue Stärken, Leidenschaften und Interessen entdecken. Es ergibt sich die Möglichkeit etwas dazuzulernen, geschickter im Umgang mit digitalen Medien zu werden und zum Fortschritt beizutragen. Doch dafür muss diese Neuerfindung und Entwicklung zugelassen und diesem persönlichen Wandel Raum und Zeit gewährt werden. So können wir ein Teil des großen Ganzen werden. Wir sollten uns durch die Weiterentwicklung nicht spalten lassen, sondern gemeinsam stärker werden und das Beste daraus machen.
Die Transformation hat uns also im Griff. Wir müssen uns dem Markt und der Wirtschaft anpassen – dagegen scheinen die Strukturen unveränderbar. Dieser Wandel hin zu einer Selbstverwirklichungsgesellschaft bringt uns weg von Normen oder Pflichten, an welchen sich früher festgehalten wurde. Dagegen gewinnen Selbstentfaltung, Liberalisierung sowie Individualisierung an Wichtigkeit. Dies suggeriert für den Einzelnen, dass nicht die Gemeinschaft zählt, sondern das Individuum. Es existiert kein „wir“ oder „uns“ mehr, es heißt nur noch „me first“. Man könnte sogar schon von einer Singularisierung sprechen.
Sogenannte kollektive Narrative, also gemeinsame Bestreben und Verbindungen von Gesellschaften, werden unbewusst gegen Freiheit oder individuelle Sinnfindung eingetauscht. Ein Gefühl entsteht, dass egal wie man es macht oder wie sehr man versucht alles richtig zu machen, dennoch nicht gut genug ist. Diese Gedankengänge sowie der vorherrschende Druck sind nicht nur förderlich für Stress und Burnout, sondern auch für ein narzisstisches Denken. Und das ist auf Dauer ein negativer Einfluss auf ein gemeinschaftliches Zusammenleben. Auch bereits alle möglichen Arten der Medien suggerieren die Selbstoptimierung und für sein eigenes Leben Verantwortung zu übernehmen. Ein besteht ein ständiger und allgegenwärtiger Fokus auf Effizienz und Leistung.
Selbstverständlich ist es keine Option nicht zu arbeiten, da das rein ökonomisch gesehen im Spät-Kapitalismus nicht möglich wäre. Aber entgegen des Effizienzgedankens unserer Leistungsgesellschaft sollten wir regelmäßig Freiräume und Pausen einräumen, um Platz für Neues oder Selbstfindung zu schaffen. Flexibilität setzt voraus, dass man auch mal standhaft sein darf. Nicht immer sollte man automatisch der Veränderung und dem vorgeschriebenen Werdegang blind folgen müssen. Genauso wichtig ist es, für sich selbst und seine Überzeugung einzustehen. Was nicht vergessen werden darf: Maschinen können nicht lieben, fühlen oder führen – somit können Maschinen (noch) nicht alles. Sie können uns entlasten und uns helfen effektiver zu arbeiten. Dennoch ist dabei wichtig, sich daran zu erinnern, was uns Menschen eigentlich so einzigartig und unersetzlich macht.
Wir sollten uns nicht nur auf die innovative und technologische Weiterentwicklung fokussieren, sondern auch etwas zu unserer Gemeinschaft und Zugehörigkeit zurückkehren. Denn besonders der Teil eines großen Ganzen zu sein und darin seinen eigenen individuellen Zweck zu erfüllen, ist einer der größten Antriebe menschlichen Handelns. Um aus dem Hamsterrad auszusteigen, brauchen wir jedoch leider die größte Mangelware unserer Leistungsgesellschaft: Zeit. Dies erschwert den Prozess, sich ab und zu Ruhe zu gewähren, um überhaupt eine Veränderung zulassen zu können. Deshalb folgen drei Anregungen, wie Sie sich dennoch erlauben können, innezuhalten und sich Zeit zu nehmen, um davon langfristig profitieren zu können.
Sie kämpfen damit, sich permanent optimieren zu wollen, von Termin zu Termin zu rennen, um möglichst effektiv all Ihre Zeit zu nutzen und kommen dennoch kaum voran? Sie haben es selbst in der Hand und können jeden Tag aufs Neue entscheiden, wofür Sie sich Zeit nehmen und was Ihre Antriebe sind.
Hier nun für Sie als kleine Hilfestellung zusammengefasst, wie Sie sich selbst erlauben können, nicht nur „produktiv“ und „beschäftigt“ zu sein, wie es die Leistungsgesellschaft von Ihnen verlangt:
1. Flexibel und offen für Neues zu sein braucht Zeit. Geben Sie sich selbst die Zeit, sich an den Wandel zu gewöhnen. Arbeiten Sie sich Stück für Stück ein und lernen Sie dazu. Es ist wichtig, sich auf die Veränderungen und Erneuerungen einzulassen, aber dennoch für seine eigene Meinung einzustehen, wenn es darauf ankommt.
2. Erlauben Sie sich innezuhalten, sich Raum zum Wachsen sowie Pausen zu nehmen, um Weiterentwicklung überhaupt erst zuzulassen. Erst mit Freiräumen und freien Kapazitäten können Sie kreativ sein und zu sich selbst zu finden. Dies kann es ebenso erleichtern herauszufinden, was Sie wirklich möchten oder auch nicht möchten. Bauen Sie eine Routine in Ihren Alltag ein, vor dem Schlafengehen oder nach dem Aufwachen, in der Sie sich Zeit für sich und Ruhe nehmen.
3. Vergessen Sie nicht Ihre Qualitäten, was Sie als Mensch ausmacht und welchen Platz Sie in der Bevölkerung einnehmen. Dafür müssen Sie nicht alles perfekt, am besten und am schnellsten machen. Viel mehr kommt es darauf an, was Sie als soziales Wesen leisten. So kann es Ihnen gelingen, in der ständig wandelnden Welt weiterhin gelassen zu bleiben und sich nicht von dem Drang nach Selbstoptimierung verrückt machen zu lassen. Denn entgegen Ihres Strebens könnten Sie sich selbst damit im Weg stehen. Das würde Sie eher von Weiterentwicklung und Fortschritten abhalten. Nehmen Sie sich Zeit und Ruhe, zu wachsen, sich weiter zu entwickeln und sich auf den Wandel einzulassen.
Kontaktieren Sie mich gerne, wenn Sie weitere Ideen benötigen, um Ihrem möglicherweise vorherrschendem Drang zu Perfektionismus entgegenzuwirken. Ich helfe Ihnen gerne dabei, sich auch mal Ruhe und Pause zu erlauben. Gemeinsam können wir Lösungsansätze für die Zukunft erarbeiten, um einen Ausweg aus dem Druck des Effizienzgedankens zu finden.