Viele Methoden sollen dagegen helfen - doch sind die wenigsten von Ihnen dauerhaft erfolgreich gegen die Prokrastination, also das Aufschieben von Handlungen. Die Prokrastination zählt zu den Arbeitsstörungen und umfasst auch das endgültige Abschließen von eigentlich bereits beendeten Arbeiten. Sie zählt zu den Alltagsneurosen.
Durch Arbeit und Schaffen erzeugen wir als Menschen uns selbst, tragen etwas von uns nach außen und zeigen uns. Was kann dazu führen, dass dieser Schaffensprozess gestört wird?
Ein Blick auf die psychodynamische Sicht kann uns mehr Aufschluss über die vielfältigen Funktionen des Aufschiebens geben und uns dadurch in die Lage versetzen, grundlegend und langfristig etwas an der Prokrastination zu verändern.
Betroffene berichten oft, dass ein innerer Druck, eine Nervosität sie davon abhält, Vorhaben anzugehen. Auch Perfektionismus kann die eigene Schaffenskraft bremsen und dazu führen, sich lieber mit anderen Dingen abzulenken. So verursacht ein hoher perfektionistischer Anspruch immer auch Selbstzweifel.
Allein schon der bevorstehende Beginn bestimmter Arbeiten kann unseren inneren Kritiker auf den Plan rufen. So gehören Arbeitshemmungen unabdingbar zu kreativen Schaffensprozessen.
Eine unbewusste Arbeitsstörung ist hierbei weniger Auflehnung gegen eine verordnete Pflicht als vielmehr
Ausdruck eines inneren Konflikts. Das Aufschieben ist in dem Fall auch als eine Handlung und damit als Ausagieren zu verstehen. Ausagieren findet immer dann statt, wenn Geschehnisse, Gefühle noch nicht integriert werden können, noch nicht vollständig verstanden oder verarbeitet wurden. Wenn prokrastinieren also immer wieder an der Tagesordnung ist, kann es sinnvoll sein, zu prüfen, welcher innere Konflikt sich dahinter verbergen mag.
Grundsätzlich kann es auch hilfreich sein, sich zu fragen: “Will ich das eigentlich?” oder “Muss ich das wirklich?” Möglicherweise glaubt man nur, etwas zu wollen, weil das Gewollte einer Idealvorstellung entspricht. Doch auch diese Vorstellung hat irgendwo ihren Ursprung. Und vielleicht ist sie gar nicht wirklich unsere Idealvorstellung, sondern wir haben sie übernommen. Auch bei unbewusst an uns übergebenen Aufträgen durch beispielsweise unsere Familie kann es zu einem inneren Konflikt kommen.
Ein dritter Ansatz zum Verstehen der Funktion der Prokrastination ergibt sich aus dem Nicht-Abschließen von eigentlich bereits fertig gestellten Arbeiten. Schuld und Trennungskonflikte können entstehen, wenn es darum geht loszulassen. Die Schule oder das Studium beenden, bedeutet, die Eltern zu verlassen. Dies kann mit Schuld oder Verlustangst einhergehen und Erfolge nahezu unmöglich machen. Zudem ist es auch möglich, dass Arbeiten nur mit Hilfspersonen abgeschlossen werden können - auch hier als Repräsentanten der elterlichen Fürsorge.
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